… Veränderung ist nix Schlimmes!

Kennst du das auch bei deinen Klient:innen: Alle kommen mit der Idee ins Change-Coaching, dass sie sich verändern wollen. Wenn’s dann aber ernst wird mit der Umsetzung im Coaching, passiert trotz richtig guter Coachingergebnisse eher weniger. Das ist nicht nur für dich als Coach frustrierend, sondern natürlich auch für deine Coachees, die ja privat viel Geld bezahlt haben oder im Unternehmensumfeld zumindest ihre Zeit investiert haben.

Meine Idee dazu: Oft geht eine normale einjährige Coachingausbildung nicht tief genug, um diese Veränderungsdynamik professioneller führen zu können, so dass die erarbeitete Transformation auch wirklich in die Umsetzung kommt.

Tatsächlich sind wir westlichen Menschen ein wenig aus der Übung, was Veränderung angeht. Wir haben auch kein positives Verhältnis mehr zu Veränderungsprozessen, da wir das „Mitleben“ in der Natur verloren haben. Die Natur macht uns eigentlich täglich vor, wie Veränderung geht: Als Kind konnten wir noch staunen, wie aus einer haarigen Raupe ein wunderbarer Schmetterling wird oder wie es wohl sein kann, dass aus einer kleinen 2 cm großen Eichel dann eine riesige Eiche wird. Und keiner weiß genau, wie die enormen Veränderungskräfte hier diese großen Wunder wirken.

Eigentlich sind wir Menschen auch Teil dieser großartigen Natur, die uns täglich diese magische, bombastische Veränderungskraft präsentiert – aber das kann man ja heute schon mal schnell vergessen, wenn man im klimatisierten Büroraum sitzt, quer durch die Welt zoomt und dabei seinen laktosefreien Cappuccino schlürft…

Ich habe die Theorie, dass wir Menschen in den letzten zwei Jahrzehnten oft so erschöpft sind, weil wir erstens nicht mehr an die natürlichen Veränderungskräfte der Natur angebunden sind. Das heißt, wir leben aus eigener Kraft und lassen uns nicht mehr vom Rhythmus der Natur durch’s Jahr tragen.

Zweitens sträuben wir uns aktiv gegen die Veränderungen, die in unserem Leben passieren, bzw. versuchen, sie aus eigener Kraft zu steuern, statt organisch mit dem Strom zu schwimmen.

Aber was hat das nun alles mit Change-Coaching zu tun?

Was geschieht im Change-Coaching genau?

Wenn heute Veränderung zum Alltag wird – während sie gefühlt die Bewältigungskapazität der meisten Menschen sprengt –, werden Change Coachs zu Schlüsselpersonen: Sie können Soforthilfe leisten, indem sie Menschen helfen, wieder ihre Veränderungskompetenzen, neudeutsch „Changeability“, zu entwickeln.

  1. Im Change-Coaching zeigen wir unser Klient:innen einerseits, dass Veränderung nix Schlimmes ist. Wir stellen ihnen vor, wie Veränderungsprozesse funktionieren und durch welche Aspekte und Kriterien sie bestimmt sind. Am besten tun wir das mit guten Modellen und Visualisierungen.
  2. Wir geben ihnen weiterhin einen neuen Blick auf die „Geburtsschmerzen“ von Veränderungsprozessen. Wird in der Natur groß gefragt, ob sich Veränderungen immer gut anfühlen? Ich will gar nicht so genau wissen, was so eine Raupe in der Metamorphose fühlt, wenn ihre Verdauungssäfte ihre alten Zellen zersetzen oder ob der Keimling in der Eichel das besonders angenehm findet, wenn er kurz vorm Sprengen der harten Schale steht? Aber das Ergebnis danach belohnt für die Mühe!
    Übrigens bewerten auch Menschen die Veränderungen im Rückblick in einer emotionalen Gesamtbewertung. Und gerade richtig schwere Phasen werden da oft als sehr positiv bewertet, weil sie zu großen Entwicklungsschritten werden. Das würde ein Schmetterling vermutlich auch so sehen.
  3. Und wir zeigen unseren Klienten im Change-Coaching auch, wie sie aktiv ihre Veränderungsprozesse mit diesen reaktivierten oder neu erworbenen Kompetenzen, ihrer „Changeability“, mitgestalten können, z.B. durch Ressourceneinsatz, proaktive Entscheidungen, Aufbau von Selbstwirksamkeit und aktives Stressmanagement.

Die Veränderungsbereitschaft der Deutschen

Dass es uns Deutschen eher schwerfällt, positive Zukunftsbilder entstehen zu lassen, hat schon die Vermächtnisstudie der „ZEIT“ zu ihrem 70-jährigen Bestehen 2016 bestätigt. Die Nachfolgestudie der Allianz Lebensversicherung zur Veränderungsbereitschaft der Deutschen hat gezeigt, dass deswegen viele Deutsche unwillig sind, präventiv Veränderungskompetenzen zu entwickeln. Der gewaltige Unterschied zwischen gefühlter Gegenwart, die ganz gut ist und gefühlter Zukunft, die als eher negativ bewertet wird, der sich bei 90 Prozent der Befragten feststellen lässt, äußert sich in einer großen Angst vor dem Unbekannten – aus der wiederum die Einstellung resultiert, dass es ohne Veränderung eigentlich viel besser wäre. Warum also mit viel Kraft und Energie an Veränderungen arbeiten, deren Sinn und Ausgang man eher als zweifelhaft einschätzt?

Ein Hauptergebnis der Studie ist, dass der größte Teil der Befragten durchaus sehr gut in der Lage ist, die großen Herausforderungen des Lebens zu bewältigen und Veränderungen positiv zu gestalten. Allerdings ist die vorherrschende Form der Veränderungsfähigkeit nicht präventiv und proaktiv, sondern eher reaktiv und pragmatisch. Die Menschen verändern sich, wenn es nicht mehr anders geht, nach dem Motto „Muss ja!“, mit dem wir Deutschen durchaus in der Lage sind, auf einen für uns wichtigen Veränderungszug aufzuspringen. Aber von einer Pionier- und Gestaltungsfreude ist wenig zu spüren. Gleichzeitig zeigten sich die Befragten allerdings offen für Lernerfahrungen und Probehandeln, also einen sehr pragmatischen Umgang mit Veränderungen.

Im Change-Coaching den sicheren Boden schaffen

Wir als Change Coachs müssen mit dieser zentralen Erkenntnis umgehen lernen: Ausgangspunkt für jede Veränderungsarbeit in Deutschland ist offenbar die (vermeintliche) Sicherheit und das Altbewährte. Das bedeutet für uns im Coaching immer auch konkret, dass wir unseren Coachees erst einmal einen Sicherheitsboden bereiten, auf dem dann die Veränderungssaat ausgebracht wird.

Beispielsweise:

  • Erarbeite mit deinem Coachee die Aspekte, die sich für ihn in naher Zukunft eben auch nicht verändern werden, worauf er/sie sich auch weiterhin verlassen kann.
  • Lege einen starken Fokus auf die existierenden Bewältigungsstrategien deiner Coachees. Dies gelingt, indem ihr euch anhand von der (Berufs-)Biografie des Klienten die schon bewältigten Veränderungsprozesse bewusst macht und das individuelles Sicherheitsnetz des Coachees erkennt und wenn möglich im Coaching weiter ausbaut.
  • Arbeite mit visualisierten Veränderungsmodellen. Das hilft deinem Coachee in besonderer Weise, die Überlebensprinzipien in Change-Prozessen zu verstehen. Darin lernt er auch einen Schlüssel für eine hohe Lebensqualität generell, im Besonderen aber auch für die Steigerung der Zufriedenheit in anstrengenden Veränderungsprozessen, zu erkennen.

6 Change-Coaching Praxis-Ideen für Coachs

  1. Geh voran. Zeige dich auch als Mensch. Aber übertreibe es nicht mit dem „Sharing“, frage besser vorher nach, ob der Klient auch ein Beispiel aus deinem Leben hören möchte. Über diese persönliche Brücke gelingt es dem Klienten leichter, seine Maske abzulegen und sich wieder menschlich authentisch auszutauschen über die Dinge, die gerade im Change bei ihm oder ihr passieren.
  2. Zeige Gesetzmäßigkeiten von Veränderungsprozessen mit den spezifischen emotional-psychischen Folgen auf. Damit entlastest du deine Coachees und trägst wesentlich zu einer gesunden Selbstwahrnehmung bei! Eine fiese Sache, die m.E. gerade gesellschaftlich abläuft ist, dass systemische Veränderungsthematiken individualisiert, ja gar pathologisiert werden. Wenn wir Menschen zeigen, dass alle Menschen ähnliche Prozesse mit ähnlichen emotionalen Phasen in Veränderung durchlaufen, dann haben sie nicht mehr das Gefühl, sie sind die einzigen, die nicht klar kommen mit dieser Veränderung. Viele Veränderungsüberforderte landen in der Therapie, obwohl es bei ihnen doch „nur“ um normale Lebensbewältigungsprozesse geht.
  3. Bewahre den Ressourcenfokus im Coaching, wenn dein Klient jammert. Das ist ein normales Phänomen, dass in krisenhaften Zeiten der Tunnelblick immer enger wird. Du kennst den Modus des Stammhirns: Fight, Flight oder Freeze, hier sind wir nicht mehr in der Lage, konstruktive und kreative Dinge zu denken. Der Zugang zu unserem kompletten Ressourcensystem wird abgeschnitten. Aktiviere mit deinen Coachees das „Ressourcing“, das kreative Schöpfen aus den eigenen Quellen z.B. indem du es durch kleine spielerische Übungen wieder in Erinnerung rufst.
  4. Hole deinen Coachee aus der oft viel zu weit gedachten Zukunft, mit ihren Sorgen und Worst-Case-Szenarien ins Hier und Jetzt. Dampft gemeinsam das Große Unbekannte ein auf das Wichtigste für die nächsten Tage und max. Wochen. Dann sieht meist sowieso alles schon wieder ganz anders aus. Zeig ihnen, wie agiles Denken geht: Beispielsweise immer den nächsten Trittstein im Blick zu haben.
  5. Rege deine Klienten an, ihren persönlichen Sinn im Ganzen zu finden: Was haben sie davon, wenn sie die Veränderung proaktiv mitgestalten? Vielleicht können sie dann stärkenorientierter arbeiten oder flexibler oder sich nützlich fühlen im Großen Ganzen. Es gibt jede Menge Sinn-Anker auch im persönlichen Wachstum, im Grenzen überwinden, im Sich-Selbst-Kennenlernen in der Veränderung.
  6. Hilf deinen Klient:innen, ihre Geschichte neu und stimmig zu erzählen. Kohärenzgefühl entsteht dann, wenn wir unsere Geschichte innerlich und äußerlich kongruent für uns fortschreiben können. Aber diese Geschichte ist bei den meisten disruptiv. Erkunde tief mit deinem Coachee, wie stark das Veränderungsgeschehen durch dessen eigene Interpretation und Wahrnehmungseinfärbungen („Mindset“) geprägt ist. So kannst du dazu beitragen, Brücken zu schlagen zwischen persönlichen Veränderungen und dem, wovon dein Coachee auch gesellschaftlich betroffen ist.

Und übrigens, wenn du im Change-Coaching gelernt hast, wie du Veränderungen für dich selbst positiv bewältigst und gestaltest – und wenn du verinnerlicht hast, dass dir dann nichts mehr im Leben passieren kann, wirst du eine komplett andere Ausstrahlung in deinen Change-Coaching Prozessen haben. Klient:innen spüren das, ob du wirklich glaubst (und erfahren hast), dass Veränderung nix Schlimmes ist. Diese gelebte innere Haltung ist die größte Ressource, die du ihnen zur Verfügung stellen kannst.

Change-Coach Ausbildung

Die gesamte Change-Coach Ausbildung besteht aus den fünf folgenden 2-tägigen Online-Seminarmodulen. Du kannst aber auch nur das Modul Change-Coaching als Einzelseminar buchen:

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… der Gipfel und der Wendepunkt jedes Coachingprozesses

Wenn wir allerdings von Werten und Visionen sprechen, sind das für Klient:innen oft zu große Worte, mit denen wir sie erst einmal abschrecken. Dennoch sind es die Themen, deretwegen sie ja ins Coaching kommen. Folgende Fragen stellen sie dann in ihren Worten:

  • „Was ist mir im Leben wichtig?“
  • „Was will ich mit dem „Rest“ meines Lebens noch anfangen?“

Das sind definitiv große Fragestellungen, die wir niemals für sie beantworten können. Aber wir können sie dabei begleiten, aktuelle Antworten darauf zu finden und diese dann für ihre weitere Lebensgestaltung weiterzudenken.

Immer mehr Klienten kommen mit diesen großen Fragen. Das ist auch kein Wunder, denn in einer säkularen Gesellschaft sind wir darauf angewiesen, unsere Werte aus unterschiedlichen Werteangeboten selbst zu entwickeln und zu priorisieren, da die Werteangebote von außen (z.B. Religionen oder Traditionen, die mir sagen, was ich zu tun und zu lassen habe) zunehmend wegbrechen oder zu kurz greifen.

Viele Klient:innen geraten deswegen hier ins Schwimmen. Ihre frühere Orientierung ist weggebrochen, aber die innere eigene Orientierung haben sie noch nicht gefunden. Gerade Frauen lassen sich oft verunsichern und stellen ihre eigenen Werte zurück, wenn sie damit mit ihrem Umfeld, sei es privat oder beruflich kollidieren würden. Aber damit verraten wir uns selbst und kommen innerlich ins „Driften“. Das heißt, wir wissen irgendwann gar nicht mehr, was uns eigentlich wichtig ist. Das fühlt sich dann richtig krisenhaft an.

Warum sind Werte so wichtig?

  • Unsere Werte und Leitmotive bestimmen die Richtung unseres Lebens. Ob wir sie leben und verwirklichen können bestimmt den gefühlten Grad unserer Zufriedenheit und unserer Erfüllung.
    Angenommen ein Klient hat die Werte „Respekt“, „Harmonie“, „Selbstverwirklichung“. Das wird beispielsweise sehr schwierig, wenn er in einem eher kühlen, verwaltungsorientierten Umfeld arbeitet, in dem die Prozesse eher statisch sind, wenig Neues geschieht und er seine Individualität aber auch Solidarität gar nicht leben kann.
  • Unsere Werte halten uns in Gang und auf der Spur, wenn wir unsere Ziele umsetzen, auch wenn es länger dauert. Sie stärken uns und wirken auch als Leitmotiv in uns, weil wir über sie Sinn generieren.
    Wenn beispielsweise eine Klientin für sich als Kernwerte „Mut“, „Verantwortung“ und „Kreativität“ als innere Leitmotive für sich herausgearbeitet hat, wird sie sich darin in schwierigen Situationen auf dem Weg zu ihren Zielen aufrichten können und je nach Herausforderungen mit Hilfe der einzelnen Werte auch hilfreiche Lösungen generieren können.
  • Es gibt immer wieder Wertekonflikte in uns und natürlich auch mit unserem Umfeld, die wir lösen müssen. Aber an diesen Wertekonflikten schärfen wir unseren Charakter und lernen Profil zu zeigen.
    Ein Klient im Coaching hat beispielsweise den intrinsischen Wertekonflikt „Freiheit“ versus „Verantwortung“, dann könnten wir im Coaching mit dem Wertequadrat herausarbeiten, worin genau das Spannungsfeld besteht, wie die jeweiligen Werte vielleicht überkompensiert gelebt werden oder wie wir Brücken schlagen könnten zwischen den Werten durch eine situationsadäquate Interpretation.

Die Basis des Wertecoachings

Wertecoaching orientiert sich meist inhaltlich an der Logotherapie/Existenzanalyse Viktor Frankls.

  • Nach Frankl ist der Mensch ein entscheidungs- und willensfreies Wesen, das sich gegenüber äußeren und inneren „Bedingtheiten“ verhalten und sich auf Sinn und Werte ausrichten kann.
  • Der Mensch ist zwar nie frei von diesen „Bedingtheiten“ und Prägungen (biologisch, sozial, persönlich), aber innerhalb dieser Gegebenheiten ist er frei situativ werteorientiert zu entscheiden und zu handeln.

„Glaube niemals, was du denkst! Fang an zu denken, was du wirklich glaubst.“ Frank H. Sauer

Werte- und Visionsarbeit ist für mich ganz persönlich …

  • … „heilige“ Arbeit nah am Puls des Lebens.
  • … das Zentrum und der Wendepunkt der Beratung von der Innensicht hin zur Wendung nach außen und Umsetzung im Leben.
  • … demütige Arbeit, die meine volle Intuition und gleichzeitig Enthaltsamkeit vom Eigenen erfordert.
  • … ein Reflexions- und Fühlraum, der sonst schwer in der Gesellschaft zu finden ist.
  • … der methodisch und inhaltlich anspruchsvollste, aber auch befriedigendste Teil eines Coachingprozesses.

Wertecoaching wird im Visionscoaching fortgesetzt

Die Wertearbeit führt fast automatisch über in die Visionsentwicklung im Coaching (außer Klient:innen geht das zu tief – oder zu hoch hinaus).

Was tun wir eigentlich in der Visionsarbeit:

  • Wir versuchen mit Klient:innen durch kreative und intuitive Interventionen an den großen Schatz von unterbewussten Informationen zu kommen.
  • Wir holen in der Beratung potenzielle Zukünfte ins Hier und Jetzt und lassen Klienten diese umfassend erspüren. Hier liegen oft verblüffend schlichte und gangbare Lösungswege verborgen.
  • Wir nutzen Visionen als Umweg, um Einsichten in die bestmögliche Gegenwart zu erhalten.
  • Mit Visionsarbeit ermöglichen wir Klient:innen einen neuen und offenen Blick auf sich selbst zu finden.
  • Wir als Coachs sind „Anwalt der Vision“ und nehmen sie in stellvertretender Zuversicht ernst. „Nur mal angenommen, da wäre etwas dran…“

Auf dem Grab der Heidelberger Dichterin, an dem ich immer gerne mal vorbei gehe, steht folgendes Zitat

„Ich setzte den Fuß in die Luft … und sie trug.“ Hilde Domin

Das drückt es wunderbar für mich aus, was wir in der Visionsarbeit gemeinsam machen: Wir setzen unsere Füße in die Luft und schauen, wohin das größte Potenzial des Klienten fliegen möchte.

Voraussetzungen für gute Werte- und Visionsarbeit

  1. Du hast das erforderliche Handwerkszeug in Form einer umfassenden Werte- und Visionsmethodik, damit du diese individuell je nach Prozess deiner Klientel anbieten kannst.
  2. Du hast deine Rolle in dieser sensiblen Prozessführung des Kernstücks jedes Coachingprozesses sorgfältig reflektiert und kennst auch deine eigenen Übertragungen und Fallen, die ja durch deine eigenen Werte und deinen Glauben über Visionsarbeit entstehen.
  3. Du gehst in diesen Teil des Prozesses mit einer Portion gehörigem Respekt und der notwendigen Demut, da wir hier je nach Bedürfnis des Klienten sehr intensiv am Persönlichkeitskern oder an der Essenz arbeiten. Hier darf es kein vorschnelles Sharing oder „Helfen“ und „Lösungsorientierung“ geben. Sondern es geht um die Qualität von Präsenz und echtem Zuhören.

Bist du bereit für die berührende Reise, dich als Wertecoach und Visionscoach weiterzuentwickeln?

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Fühlst du dich auch öfter mal unsicher in den ersten Coachingstunden? Mir ging es viele Jahre so, dass ich Bauchweh hatte vor den ersten ein bis drei Coachingstunden. Nicht nur Klienten kaufen ja bei uns „die Katze im Sack“, weil sie gar nicht genau wissen, was sie da bei uns erwartet.

Auch für uns kommen unsere Klient:innen mit dem großen unbekannten Terrain ihrer Persönlichkeit, in dem wir uns erst einmal orientieren müssen. Wir können trotz Vorgespräch nur peu à peu einschätzen:

  • Was ist das für ein Mensch? Kommen wir mit ihm oder ihr auf der Beziehungsebene klar?
  • Können wir seine Bedürfnisse wirklich erfassen und dann auch noch (möglichst schnell) hilfreich bei der Lösung seines Anliegens sein?
  • Sind wir kompetent genug, wirklich das Anliegen hinter dem Anliegen zu verstehen, oder kratzen wir möglicherweise nur an der Oberfläche und das gesamte Coaching ist für die Katz? Das führt bei uns oft zum Imposter-Syndrom. Plötzlich denken wir, wir können gar nichts!

Die ersten Coachingstunden sind ein komplexes Unterfangen, das mit hohen Erwartungen gerade bei Selbstzahler:innen verbunden ist. Deswegen fühlt sich Coaching bei den ersten Treffen oft wie eine Wanderung im Niemandsland an, bei der die Orientierung schwerfällt.

Anliegensklärung

Was tun wir üblicherweise in den ersten Stunden? Wir betreiben Anliegensklärung und Standortbestimmung – das lernt man in den Coachingausbildungen. Aber was heißt das genau? Meistens lernen wir den Klienten erst einmal biografisch kennen. Dann versuchen wir seine Themen und Herausforderungen systemisch und ganzheitlich zu verstehen und herauszuhören, was für ihn oder sie „oben auf“ liegt. Das heißt, wir identifizieren die potenziellen Coachingthemen.

Ist ein Thema identifiziert, fangen viele Coachs, die eher Einzelsitzungen verkaufen, dann direkt mit der Be- und Erarbeitung an. Denn sie wollen ja in der ersten Sitzung schon etwas „liefern“.

Meiner Erfahrung nach kommen Klient:innen aber mit vier Grundlagenfragen:

  • „Wer bin ich?“
  • „Was kann ich?“
  • „Was brauche ich?“
  • Und „Was will ich eigentlich?“

Kompaktcoaching Persönlichkeitsentwicklung – eigentlich eine kleine Persönlichkeitscoach Ausbildung

Wie wäre es statt Einzelstunden zu verkaufen, einen kleinen effektiven Prozess zu haben, mit dem wir dem Klienten am Anfang sehr zielorientiert unterstützen, erst einmal Boden unter die Füße zu bekommen, indem er gute und fundierte Antworten auf seine Fragen erhält?

Wenn wir das vorab als Persönlichkeitscoaching-Paket von 4 bis 6 Stunden kommunizieren, dann wissen Klient:innen handfest, was sie im Coaching bei uns erhalten. Mein Eindruck ist, die Zeit der vagen Coachingversprechen wie „Sie werden danach erfüllter und zufriedener in Ihrem Leben sein“ ist vorbei. Coaching wird zunehmend als Dienstleistung wahrgenommen, in der (co-kreativ) Ergebnisse erzielt werden sollen. Zu Recht, wie ich finde.

Denn diese Ergebnisorientierung erhöht oft die Wirksamkeit im Coaching, ohne dass der freie Reflexionsraum nur noch stringent geführt werden muss. Doch das freischwebende Coachinggespräch wird von Seiten der Klient:innen oft als gutes Gespräch wie mit einem empathischen Freund wahrgenommen – man kommt von Hölzchen auf Stöckchen, und das Leben ist ja so komplex und auch so schwer – und ruckzuck sind wir in die Problemtrance des Klienten hineingezogen. Ist das wirklich unsere Rolle und Aufgabe?

Personality Map

„Der schnellste Weg, um deinen Erfolg zu verdreifachen, ist deine Investition in die persönliche Entwicklung zu verdoppeln.“ Robin Sharma

Nun, wie könnte man die ersten Stunden im Coaching vielleicht anders und hilfreicher gestalten? Wer mich kennt, weiß, ich arbeite gerne frei nach Design Thinking mit Maps, die Prozessorientierung geben und in denen die gesammelten Ergebnisse prägnant festgehalten werden. Für diese ersten Coachingstunden zur Persönlichkeitsentwicklung habe ich nun die Personality-Map entwickelt.

Das Gesamtergebnis, das in der „Personality-Map“ in den ersten Stunden erarbeitet wird, wird von Klienten als ungemein hilfreich erlebt. Handfeste Ergebnisse dieser Art zeigen Klienten, dass ihre Investition sich gelohnt hat. Denn sie erarbeiten sich ihre aktuelle biografische Plattform, die ihnen die Sicherheit liefert, ihr Leben wieder neu vorwärts zu entwerfen.

In diese Map werden die Bestandteile des Personality-Coachings eingetragen:

  • „Wer bin ich?“
  • „Was kann ich?“
  • „Was brauche ich?“
  • „Was will ich?“

„Wer bin ich?“: Du lernst, wie du eine 3D-Auswertung mit Integration von drei mächtigen Persönlichkeitstests durchführst. Ein Persönlichkeitstest ist Schubladendenken, das Zusammendenken mehrerer Persönlichkeitstests führt aber meines Erachtens zu einer intensiven eigenen Auseinandersetzung mit den Testergebnissen, die dann viel besser „andocken“ und in der Eigensprachlichkeit ankommen.

„Gehe nicht durchs Leben, wachse durchs Leben.“ Eric Butterworth

„Was kann ich?“: Die meisten Menschen erwarten am Anfang eines Coachings eine kompakte Potenzialanalyse. Im Personality-Coaching analysieren wir dazu ihre Beschäftigungsfähigkeit und erarbeiten ihr Kompetenzprofil. Damit bekommen sie die Ausdrucksmöglichkeiten über sich selbst in die Hand, sich z.B. auch in Bewerbungsprozessen besser zu positionieren.

„Was brauche ich?“: Bedürfnisse und extrinsischen und intrinsische Motivatoren sind selten Inhalte der ersten Coachingsitzungen. Dennoch sind sie einer der Schlüssel, um zu verstehen, wie unser Coachee „tickt“. Zudem fühlen sich Klient:innen sehr gut abgeholt, wenn wir auch über diese Ebene mit ihnen sprechen. Im Seminar erhältst du dazu einige nützliche Tools, die Klient:innen auch als Vorbereitungsmaterial gut bearbeiten können.

Als Kern der Personality-Map entwickelst du mit deiner Klient:in weiterhin ihren persönlichen Glückscode als Wertekern, von dem aus auch klare Ziele für zukünftige Coachingstunden abgeleitet werden können. So könnt ihr gemeinsam definieren, welche Ziele in welchem Kontext begleitet werden können – und einige Ziele kannst natürlich du begleiten. Sie haben dich bereits als kompetent wahrgenommen. So ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie dann noch einige Stunden bei dir buchen. Das Personality-Coaching war sozusagen dein Probearbeiten 😉.

Der königliche Abschluss „Was will ich?“

„Was will ich?“: Wie viele Coachees sind sich absolut unsicher und können nicht wirklich sagen, was sie wollen? Du kennst das vermutlich. Im Personality-Coaching werden sie das auch nicht direkt gefragt. Sondern die Frage „Was will ich“ wird über die anderen Antworten beantwortet. So resultieren die inneren Ergebnisse der Map dann in einzelnen Wünschen, Bedürfnissen und Zielen, die sich aus den erarbeiteten Bausteinen ergeben. Diese können dann noch sortiert werden nach Lebensbereichen und wie schon angedeutet nach Zielen, die du mit dem Klienten im Coaching weiterbegleiten kannst.

Klient:innen fühlen sich nach dem Coaching gut aufgeräumt und ermutigt, ihr Leben wieder selbst als Gestaltende in die Hand zu nehmen. Diese Selbstwirksamkeit und erneute Handlungsfähigkeit danken sie uns dann über Weiterempfehlungen.

„Sei geduldig mit dir selbst. Du wirst jeden Tag stärker. Das Gewicht der Welt wird leichter werden … und du wirst anfangen, heller zu leuchten. Gib nicht auf.“ Robert Tew

Es ist eine große Freude, Menschen auf diesem Wachstumsweg zu begleiten und zu erleben, wie es in ihnen und um sie herum heller wird.

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Fünf Schlüssel der Veränderung für das Leben, das Sie wirklich wollen


Ein Jahreswechsel ist immer Anlass, Bilanz zu ziehen und hoffnungsvoll auf das nächste Jahr zu schauen, auf dass es „besser“ werde als das letzte. Aber viele Menschen weigern sich inzwischen, Vorsätze und Ziele ins Auge zu fassen. Sie sind desillusioniert, weil es schon so oft nicht geklappt hat.

  • Warum fällt es uns so schwer, das Leben, das wir wirklich wollen, umzusetzen?
  • Wir wissen ja oft ganz genau, was eigentlich dran wäre und was uns gut tun würde, „vergessen“ es aber über lange Strecken im Alltag. Warum ist das so?
  • Warum müssen uns oft erst richtige Schicksalsschläge wie der Tod eines nahen Angehörigen, eine heftige Krankheit oder eine überraschende Kündigung ereilen, damit wir uns verändern? Geht Veränderung nicht auch ohne den „Hammer“?

Als Laufbahnberaterin und Veränderungscoach beschäftigen mich diese Fragen schon viele Jahre. Denn ich sehe täglich, wie Menschen mit ihren privaten und beruflichen Veränderungen ringen. Aber ich sehe auch, wie sie strahlen und wie aufrecht sie plötzlich gehen, wenn es zu einem Durchbruch in ihrem Leben gekommen ist.

Den Generalschlüssel habe ich leider noch nicht gefunden, mit dem Sie Ihr Leben mit einer Umdrehung verändern können. Fünf einzelne Schlüssel der Veränderung, die mir und meinen Klient/innen im täglichen Leben helfen, möchte ich Ihnen aber in diesem Blogartikel vorstellen. Testen Sie diejenigen für sich, die Ihnen für Ihre eigenen Schlösser der Veränderung hilfreich erscheinen.


Veränderungsproblem 1: Mich selbst nicht ernst nehmen

Es scheint überwiegend eine Frauenkrankheit zu sein, die Bedürfnisse anderer über die eigenen Bedürfnisse zu stellen. Nehmen Sie sich selbst und das, was Sie im Leben brauchen, so ernst, wie Sie die Bedürfnisse Ihrer Lieben ernst nehmen? Wessen Bedürfnisse erfüllen Sie, wenn Sie Ihren Tag einmal von Morgens bis Abends durchgehen?

Schlüssel 1: Sich Zeit nehmen

Was können Sie tun, wenn die Bilanz zu Ihren ungunsten ausgefallen ist: Wenn jemand beispielsweise etwas von Ihnen will, reagieren Sie nicht sofort. Nehmen Sie sich die Zeit, die es benötigt, kurz auf Ihre Bedürfnisse zu hören und diese bei der Reaktion miteinzubeziehen. So sage ich zu meinem Sohn, der mich bei einem Projekt miteinspannen möchte „Lass mich mal kurz nachdenken, ich sag dir in ein paar Minuten Bescheid, ob ich mitmache.“ Oder bei einer Klientin, die nur an Terminen außerhalb meiner veröffentlichten Termine Zeit hat: „Ich gebe Ihnen morgen Bescheid, ob ich Ihnen einen Ausnahmetermin anbieten kann.“ Lassen Sie sich nicht drängen. Denn wenn wir unter Stress handeln, reagiert unser Autopilot. Dieser Autopilot ist gewohnt, die eigenen Bedürfnisse hintenan zu stellen – warum auch immer, da hat jede Frau ihre eigene Geschichte.


Veränderungsproblem 2: Auf Autopilot fahren

Victor Frankl, dem wir die Logotherapie verdanken, hat im KZ das Schlimmste erlebt, was Menschen erleben können – und hat es geschafft, sich seine innere Freiheit zu bewahren und jeder Situation Sinn abzugewinnen. Von ihm stammt das Zitat

Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum. In diesem Raum liegt unsere Macht zur Wahl unserer Reaktion. In unserer Reaktion liegen unsere Entwicklung und unsere Freiheit.

Schlüssel 2: Intuition befragen

Dieser Schlüssel  hängt eng mit Schlüssel 1 zusammen: Hören Sie auf Ihre Intuition. Wann immer Sie sich bei automatisierten Handlungen beobachten (ganz freundlich beobachten, nicht „ertappen“), verharren Sie eine oder zwei Sekunden und hören Sie nach innen. Wollen sie wirklich nach der Tafel Schokolade greifen, oder ist Ihnen eigentlich gerade nach etwas ganz anderem, das vielleicht nicht so leicht zu haben ist wie die Tafel Schokolade? Vielleicht meldet Ihre Intuition dann, dass Sie sich selbst gerade etwas Gutes tun möchten. Aber was das sein soll, ist vielleicht gar nicht so festgelegt. Möglicherweise tut es auch ein warmes Bad?

Oder Ihr Chef legt Ihnen eine weitere Aufgabe auf den Tisch. Statt automatisiert zu stöhnen und zu fragen, wann er das Ergebnis denn benötigt, könnten Sie in dieser Sekunde nach innen hören, ob sich nicht so etwas wie eine klare Abwehr formiert, mit der Sie dann ganz sachlich fragen können: „Ich habe gerade diese drei Projekte auf dem Tisch, die ja alle eilig sind. Sagen Sie mir, welches ich nach hinten verschieben kann, um Ihren Auftrag noch dazwischen zu schieben?“


Veränderungsproblem 3: Knapp vorbei ist auch daneben

Wir alle haben ein Selbstbild, wie wir eigentlich wären, wenn wir mal dazu kommen würden. … Wenn die Kinder größer wären, oder dieses Projekt noch abgearbeitet oder die Wohnung endlich abbezahlt ist. So verschieben wir unser wahres, eigentliches, wesentliches Leben immer auf Morgen.

Schlüssel 3: Führung aus dem besseren Selbst

Kennen Sie Ihr besseres Selbst? Haben Sie schon einmal aufgeschrieben, wer Sie wären, wie Sie Ihren Tag verbringen würden und wie Sie generell agieren würden, wenn Sie in diesem besseren oder freieren Selbst angekommen wären?

Die gute Nachricht ist, das bessere Selbst steckt ja schon längst in uns. Wie Michelangelo den verborgenen David aus dem Stein herausgemeißelt hat, so geht es auch eher darum die Schichten abzutragen, die unser besseres Selbst noch verdecken. Welche Schichten sind das bei Ihnen? Die Schicht der „Anständigkeit“, weil man bestimmte Dinge einfach macht, z.B. Kontakte pflegt, die einem nicht wirklich etwas geben. Oder die Schicht der „Sicherheit“, weil man in der Partnerschaft einen ruhigen Hafen und ein gutes gemeinsames Auskommen gefunden hat, auch wenn vieles inzwischen schal geworden ist. Oder die Schicht der „Freundlichkeit“, weil man vermeintlich besser durch’s Leben flutscht, wenn man weniger Ecken und Kanten zeigt?

Machen Sie sich bewusst, dass es gar nicht darum geht, ein besserer Mensch zu werden oder erst noch das oder jenes zu lernen, bevor Sie dann „richtig“ losleben können. Nein, Sie können noch heute anfangen, Ihr besseres Selbst aus sich herauszuholen und in es hineinzuleben, bis Sie diese wunderschöne Form auch nach außen zeigen, die jetzt schon in Ihnen angelegt ist.

Bei vielen kleinen und großen Alltagsentscheidungen frage ich mich inzwischen: Liebes besseres Selbst, wie reagierst du? Wie entscheidest du zum Wohl für mich und das große Ganze? Da kommt immer eine klare Antwort. Ob ich dann auch die Kraft und den Mut habe, entsprechend zu handeln, unterscheidet sich von Mal zu Mal. Aber ich habe die Wahl, wie ich mich entscheide.


Veränderungsproblem 4: Es ist keine Kraft mehr übrig

Das Alltagsleben der meisten Menschen in unserer komplexen Gesellschaft ist vollgestopft. Wenn wir unsere Tagesabläufe anschauen, rennen wir den ganzen Tag. Nicht, dass wir das müssten, wir planen das oft nicht einmal aktiv, aber es ergibt sich so. Das ist auch erst einmal nicht schlimm und heißt auch nicht, dass wir auf diese Weise kein erfülltes Leben leben können.

Allerdings gelingt es uns meist nicht, in der täglichen Fülle die einzelnen Einheiten in ihrer vollen Schönheit zu genießen. Der interessante Geschäftstermin wird „abgearbeitet“, das Meeting, bei dem es um Wichtiges geht, wird „überstanden“, der After-Work-Drink wird „mitgenommen“, die Hausaufgaben mit den Kindern werden „durchgezogen“. So entsteht der Eindruck, wir werden gelebt und leben gar nicht mehr selbst. Absurd, wo wir doch das meiste selbst entschieden haben und es oft auch insgesamt gar nicht anders haben wollen.

Schlüssel 4: Die Kraft des Moments ausschöpfen

Ich bin der Meinung, dass jeder Mensch Zugang zu großen Kraftquellen hat. Aber wir haben uns davon abgeschnitten und begnügen uns mit täglichen Rinnsalen, mit denen wir gerade so über die Runden kommen. Die größte Kraft, die größte Portion an Lebensenergie steht uns allerdings nur im Moment zur Verfügung.

Wenn wir mit unserem Gedanken und Sorgen vorauseilen in die Zukunft, zehren wir von gespeicherter Kraft. Wenn wir der Vergangenheit nachtrauern, verpasste Chancen bedauern oder uns ärgern, weil wir etwas nicht so hinbekommen haben, verbrauchen wir ebenfalls unsere Kraftreserven. Diese sind endlich. Weil wir mehr als 90 Prozent unserer Zeit gedanklich und emotional in der Zukunft oder in der Vergangenheit hängen, zehren wir von der Substanz. Deswegen sind wir so erschöpft, ja geradezu ausgelaugt. Leider denken wir bei diesen ganzen Ausflügen in Vergangenheit und Zukunft nicht einmal Neues, sondern drehen uns in Schleifen. Das heißt, die eingesetzte Energie ist nicht mal heilsam und löst auch keine Probleme.

Also, was können wir tun? Verbinden Sie sich so oft wie möglich mit dem Moment. Wie das geht? Hierzu gibt es zwei Wege, die Sie sofort in die Gegenwart katapultieren: Nehmen Sie alles durch Ihre fünf Sinne wahr. Und atmen Sie. Und schon sind Sie da und ganz präsent. Und in der Präsenz steht Ihnen alle Kraft zur Verfügung, die Sie benötigen, um die jeweilige Situation gut zu bewältigen und sogar kraftvoll zu gestalten.


Veränderungsproblem 5: Sich ablenken lassen und ständig den Kurs ändern

Haben Sie auch das Gefühl, dass Sie im Gegensatz zu anderen disziplinierten Menschen nichts auf die Reihe bekommen? Dass die Dinge nicht voran gehen und selbst überschaubare Vorhaben wie Ihre Wohnung ausmisten oder eine Bewerbung für einen attraktiven Job schreiben einfach nicht getan werden? Lieber gehen Sie doch den bequemeren Weg und lassen sich ablenken, indem Sie E-Mails abarbeiten oder im Internet bei der nächsten Urlaubsplanung stecken bleiben. 

Schlüssel 5: Sanft den Fokus beibehalten

Veränderung hat etwas mit Energie zu tun. Sie kennen das, Energie folgt der Aufmerksamkeit. Wenn meine Aufmerksamkeit ungerichtet ist und ich mich vor mir selbst und dem, was ich mir vorgenommen habe, drücke, dann geht gar nichts voran.

Was wir nicht alles auf uns nehmen, um uns zu drücken: Wir putzen die Fenster, wir helfen Kollegen beim Umziehen, manchmal erledigen wir sogar so unangenehme Dinge wie die Steuer. Dass wir uns drücken heißt einerseits, dass wir Respekt vor dem haben, was wir als wichtig und wesentlich erkannt haben. Das heißt aber auch, dass wir denken, wir schaffen es nicht. Oder die Schritte, die wir uns vorgenommen haben, sind zu groß.

Wissen Sie, was gerade Ihr Fokus ist? Was ist das erste Projekt, das zu dem Leben führt, das Sie eigentlich leben wollen? Ist es beispielsweise eine Teilselbstständigkeit oder wollen Sie ein Buch schreiben oder einen tollen Garten anlegen? Wie sieht Ihr aktuelles Veränderungsschloss aus? Welche nächste Tür möchten Sie öffnen?

Ich erledige pro Tag eine Sache für meinen Fokus. Dazu muss ich mich nicht zwingen. Ich finde, wir zwingen uns schon viel zu viel. Dazu muss ich mich maximal sanft anschubsen. Das geht übrigens morgens noch besser als abends, wenn die Batterie der Selbstmotivation noch nicht leer ist.

Was verstehe ich unter einer Sache? Das kann eine E-Mail von fünf Minuten sein. Das kann eine Recherche von 20 Minuten sein. Oder es packt mich und ich bleibe mehrere Stunden dran, wenn ich zum Beispiel ein neues Buchkonzept entwickle. Tatsächlich werden Sie erkennen, dass auf diesem Weg auch große Vorhaben zu stemmen sind. Und wenn es Jahre dauert? Dann ist das so. Aber Sie sind auf dem Weg, und das ist ein richtig gutes Gefühl.

Dann wünsche ich Ihnen viel Freude beim Ausprobieren der fünf Veränderungsschlüssel. Teilen Sie gerne unter dem Blogartikel Ihre Erfahrungen mit uns.


Von Tätigkeit zu Tätigkeit surfen, jeweils genau im richtigen Moment?

Sind Sie nach den guten Vorsätzen des Jahresanfangs auch schon wieder mittendrin in der alltäglichen Beschleunigung Ihrer Selbstständigkeit? Versuchen auch Sie schneller, effizienter, cleverer zu arbeiten, damit sie noch mehr schaffen und irgendwann das Wunder geschieht und der Schreibtisch oder die Inbox einmal leer sind?

Vielleicht haben Sie aber auch schon gemerkt, dass das Zeitsparen so nicht klappt, sondern dass sich die Schlange Ihrer Aufgaben schneller füllt, als sie sie „abarbeiten“ können. (Ist das nicht ein furchtbares Wort?)

Der Niederländer Paul Loomans, Zen-Mönch, Unternehmer und Familienvater stellt in seinem jüngst erschienenen Buch „Ich habe Zeit. Gelassen alle Aufgaben meistern“ seine Strategie vor, wie er trotz komplexer beruflicher und privater Anforderungen gelassen und zufrieden sein Arbeitspensum bewältigt.

Das Buch hat mich nachhaltig beeindruckt, denn viele seiner Strategien kommen mir aus meinen besten Arbeitsmomenten bekannt vor. Ich habe sie in keinem anderen Buch so „gehaltvoll“ zusammengefasst gefunden und meine Vermutung, dass die Intuition auch für das Zeitproblem des modernen Menschen eine Lösung bereithält, hat sich bestätigt.

„Wenn wir die Methode des Zeitsurfens anwenden, fällt uns die Effizienz wie eine reife Frucht in den Schoß.“

Was ist Zeitsurfen?

Zeitsurfen definiert der Autor als eine neue Form des Zeit-Managements, das aber nicht bewusst, sondern unbewusst gesteuert wird. Wir erledigen unsere Aufgaben so, dass es sich fast wie ein Tanz anfühlt, den Takt und den Rhythmus geben wir mit unserer Persönlichkeit vor, den dazu passenden Einsatz der einzelnen Instrumente bestimmt die Intuition. Wenn dann die Sinfonie eines Tages erklungen ist, fühlt sich Arbeiten währenddessen und im Rückblick erfüllt an. Ist das nicht zu schön, um wahr zu sein? Kann die Intuition das auch wirklich? Schließlich wird sie immer wieder als Diva beschrieben, die wenig zuverlässig ist, sich nur gelegentlich und oft nicht in den passenden Momenten zeigt, und diese Starallüren sollen dann zu einem besseren Zeitmanagement führen?

Der zweifelhafte Ruf des Bauchgefühls

Wenn wir unserem Bauchgefühl freien Lauf lassen, wählt es dann nicht nur die lustvollen und leichten Tätigkeiten für uns? Paul Loomans Erfahrung ist eine andere. Die Intuition stelle zum jeweils passenden Zeitpunkt die Aufgaben bereit, die wir ihr irgendwann einmal in ehrlicher und soweit möglich positiver Weise vorgestellt haben. Loomans beschreibt, wie wir durch Visualisierung anstehende Aufgaben – seien sie geliebt oder einfach nur notwendig – der Intuition präsentieren. Wir zeigen unserer Intuition, dass wir vorhaben, diese Aufgabe erfolgreich durchzuführen. Wir müssen nicht unbedingt wissen, in welcher Reihenfolge und mit welchen Lösungsbestandteilen wir die Aufgabe ausführen, aber eine gelingende Durchführung sollen wir visualisieren, um zu der zukünftigen Aufgabe eine Beziehung aufzubauen. Dann wird sie von der Intuition angenommen, passend verarbeitet und uns dann, wenn die Zeit reif ist, sozusagen „just in time“ frei Haus geliefert.

Wenn wir „den Fahrer wechseln“, wie Loomans es nennt, wenn wir in Zukunft der Intuition die Regie überlassen, dann erfordert das Vertrauen, dass auf diese Weise nichts Wichtiges vergessen geht. Wer weiterhin versucht, mit zwei Fahrern, die sich gegenseitig ins Lenkrad greifen, zu fahren, wird nicht den Zustand innere Ruhe erleben, den erfülltes und intuitiv gesteuertes Arbeiten ausmacht.

Loomans hat nach vielen Jahren des Experimentierens sieben Leitsätze entwickelt, die als Gesamtsystem so ineinandergreifen, dass sie das Zeitsurfen ermöglichen und gelingen lassen.

1. Bearbeiten Sie immer nur eine Sache zur gleichen Zeit und bringen Sie sie zu Ende.

Das, womit Sie sich gerade beschäftigen, ist Ihre Hauptaufgabe, das bringen Sie dann auch zu Ende. Multitasking funktioniert nicht. Wenn Sie verschiedene Sinneskanäle nutzen, scheint es zu funktionieren, beispielsweise, Sie hören einen Podcast beim Autofahren. Aber entweder es gehen Teile des Podcasts verloren, wenn Sie in eine schwierigere Fahrsituation kommen oder Sie sind weite Strecken auf Autopilot gefahren und haben die Landschaft und die Strecke nicht wahrgenommen, was teilweise nicht so schlimm ist, aber verdeutlicht, dass wir wohl nicht dazu gemacht sind, zwei Dinge konzentriert und mit voller Präsenz gleichzeitig zu tun.

Auch das Zu-Ende-Bringen ist ein wichtiger Teil, der selten Spaß macht: Das Aufräumen nach einem längeren Schreibtisch- oder Gartenprojekt, das Küche-Putzen nach dem Kochen etc. Finden Sie auch nach persönlichen Begegnungen oder Meetings für sich einen kurzen Abschluss, indem Sie durchatmen, sich noch ein paar Notizen machen. Gönnen Sie sich danach eine Zeitinsel (s.u.).

„ Wenn etwas fertig ist, kehrt Ruhe ein. Auch in uns selbst.“

2. Seien Sie sich Ihrer aktuellen Tätigkeit bewusst und akzeptieren Sie auch, dass das jetzt Ihre Tätigkeit ist.

Nehmen Sie Ihre aktuelle Tätigkeit als Hauptaufgabe an. Loosmann gibt den Tipp, diese Aufgabe innerlich zu benennen: „Ich kehre jetzt Straße“, „Ich schreibe jetzt das Protokoll“, das ist wie ein innerer Startimpuls in einen neuen Abschnitt. Versuchen Sie die jeweilige Tätigkeit bestmöglich durchzuführen, so bauen Sie zu dieser Tätigkeit eine Beziehung auf. Das hat etwas mit Wertschätzung und Hingabe zu tun. Kennen Sie das auch, dass Sie viele Tätigkeiten nur als „Mittel zum Zweck“ durchführen, beispielsweise wird die lästige Korrespondenz im Vorfeld eines Projekts schnell hingehuscht, denn das ist ja noch nicht das Eigentliche? Damit lebt man oft im Morgen, der aktuelle Moment verliert an Bedeutung, wird von uns selbst als nachrangig eingestuft und wirkt damit wenig erfüllend.

Loomans weist darauf hin, dass unser Arbeitsstress oft nicht durch die Beschleunigung an sich entsteht, sondern erstens durch den verzweifelten Versuch, mit unserem Verstand die Vielzahl und Komplexität der Arbeitsanforderungen in den Griff zu bekommen. Zweitens lehnen wir viele der bei uns aufgelaufenen Dinge ab, wir halten sie für nervig, unnötig. Wir sind sauer, dass sie bei uns gelandet sind und halten Sie nicht für unsere „eigentliche“ Arbeit. Klar, dass dieser Widerstand Stress verursacht.

Loosmans schlägt vor, sich die einzelnen Tätigkeiten wie Perlen an einer Kette vorzustellen, die man am Ende eines Tages aufgereiht hat. Auch monotone Arbeiten, wie bügeln oder Anträge kontrollieren, können eine eigene Schönheit entfalten. Stellen Sie sich diese Tätigkeiten wie einen Tanz vor, dann können Sie sie regelrecht elegant durchführen. Im Zen-Buddhismus werden diese Tätigkeiten selbst zur Meditation. Bei unangenehmen Tätigkeiten wie Katzenklo-Putzen (Loomans Lieblingsbeispiel), unangenehme Anrufe tätigen oder Keller-Aufräumen können Sie zusätzlich noch zu sich sagen: „Ich nehme diese Tätigkeit an“. Und dann lassen Sie sich darauf ein, dass das jetzt Ihre Aufgabe ist.

„Der Tag besteht aus vielen kleinen aneinandergereihten Stückchen Zeit, die wir wahlweise mehr oder weniger stark zum Leben erwecken können.“

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3. Schaffen Sie sich Zeitinseln zwischen Ihren Tätigkeiten. 

Eine Zeitinsel ist eine ganz andere Tätigkeit zur Unterbrechung von Tätigkeiten, bei der man sich nicht geistig anstrengt und seine Gedanken schweifen lassen kann, z.B. Pflanzen gießen, zum Getränkeautomat gehen, einmal um den Block laufen.

Diese Zeitinseln benötigt unser Geist, um sich auszuruhen. Unsere Intuition bearbeitet Folgendes in diesen Pausen:

  • Sie wertet die zurückliegende Tätigkeit aus und liefert beispielsweise noch Ergänzungen und Verbesserungsvorschläge.
  • Sie lässt uns durchatmen und zur Ruhe finden. Wir nehmen viel besser wahr, dass wir gerade etwas bewältigt oder geleistet haben.
  • Drittens plant sie bereits die nächsten Schritte der kommenden Tätigkeit.

Zeitinseln können entweder dann eingebaut werden, wenn der Körper signalisiert, „ich werde langsam müde“, wenn Sie zu einem natürlichen Ende mit einer Aufgabe gekommen sind, oder wenn Sie gerade nicht wissen, wie Sie weitermachen sollen oder wollen. Loosmans sieht diese Gedankenpausen auch als „Loslassen von sich selbst.“

4. Widmen Sie Unterbrechungen Ihre volle Aufmerksamkeit.

So ein Büro-Arbeitsalltag oder ein Lehrer-Arbeitsalltag besteht fast nur aus Unterbrechungen, wie soll da „sinnvolles“ Arbeiten noch möglich sein? Wenn Sie wertschätzend mit Unterbrechungen umgehen, werden diese zu eigenständigen Tätigkeiten und gewinnen damit an Ansehen. Sie sind dann nicht länger Störfaktoren.

Diese Unterbrechungen können auch von innen heraus als Gedanken an etwas, das wir nicht vergessen dürfen, auftreten. Hier können Sie wieder üben, kurz zu visualisieren, wie Sie diese Aufgabe durchführen, um Sie danach loszulassen und die volle Aufmerksamkeit wieder Ihrer Hauptaufgabe zu widmen. Nicht beachtete Gedanken sind wie kleine Kinder, die mit immer mehr Nachdruck und Nerverei die Aufmerksamkeit ihrer Eltern erheischen wollen.

5. Freunden Sie sich mit Aufgaben, die Sie vor sich her schieben, an.

Diese unangenehmen Aufgaben nennt Loomans „nagende Ratten“, weil sie uns unterschwellig nicht in Ruhe lassen und Energie für die aktuelle Tätigkeit abziehen. Er schlägt folgende Vorgehensweise in sieben Schritten im Umgang mit ihnen vor:

  1. Sie treffen sich mit dieser Aufgabe in Gedanken und schauen ihr in die Augen (Sie schieben sie also nicht länger weg).
  2. Sie vereinbaren mit ihr, dass sie nicht sofort erledigt werden muss, dass Sie sich gerade nur mal mit ihr zusammensetzen, um sie kennenzulernen.
  3. Fragen Sie sich dann: Was bringen Sie schon mit, um diese Aufgabe zu lösen?
  4. Und was fehlt Ihnen, wo bräuchten Sie evtl. Unterstützung, was müssten Sie sich noch aneignen, um die Aufgabe zu lösen?
  5. Denken Sie darüber nach, was Ihnen schwer fällt an der Aufgabe, wovor Sie evtl. sogar Angst haben.
  6. Visualisieren Sie, wie Sie die Handlung trotzdem durchführen, auch wenn Sie die damit verbundene Spannung spüren.

Durch diese Vorbereitung verbessern Sie Ihre Beziehung zu dieser Aufgabe. Sie wird durch diesen bewussten Umgang von einer „nagenden Ratte“ in ein „weißes Schaf“ umgewandelt. Und weiße Schafe sind Tätigkeiten und Aufgaben, die geduldig hinter uns herziehen und alle dann ihre Aufmerksamkeit bekommen, wenn sie „dran“ ist. Den Zeitpunkt dafür wird unsere Intuition bestimmen.

„Wenn Sie mit ihnen befreundet sind, werden sie Ihnen treu folgen, ohne Ihnen vor die Füße zu laufen.“

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Je mehr wir im Stress sind, desto eher fallen Tätigkeiten, die uns Spaß machen, die wir „einfach nur so“ einmal wieder gerne durchführen würden, hinten herunter. Diese können Sie genauso behandeln wie „nagende Ratten“. Schenken Sie Ihnen kurz bewusst Aufmerksamkeit. Sehen Sie sich selbst, wie Sie diese erleben werden. Fühlen Sie die Freude, die diese Tätigkeit mit sich bringen wird. – Und sie wird sich als weißes Schaf in die Herde einreihen und zur passenden Zeit von Ihrer Intuition aus dem Hut gezaubert werden. Gerade wenn Sie meinen, dass Sie gar keine Zeit mehr für diese Dinge des Lebens haben, machen Sie die Übung regelmäßig.

6. Hintergrundprogramme beobachten und zur Ruhe bringen.

Hintergrundprogramme in Form von Sorgen oder überholten Glaubenssätzen ziehen Energie von unserer Haupttätigkeit ab. Es ist nicht hilfreich, diese wegzudrücken, weil dahinter immer Emotionen stehen, die gespürt werden wollen – auch wenn unser Denken diese Gefühle als unangenehm einstuft und gerne vermeiden möchte. Loomans schlägt zwei Strategien zur Beruhigung dieser Hintergrundprogramme vor:

  • Gehen Sie spazieren, während des Gehens denken Sie an die Sorge, das Angstgefühl oder die kreisenden Gedanken. Nehmen Sie wahr, wie diese sich im Körper äußern. Alleine diese Wahrnehmung führt dazu, dass die Emotion abnehmen wird.
  • Sie können eine ähnliche Übung auch im Sitzen in einem ungestörten Raum durchführen. Lassen Sie das Gefühl im Körper deutlich werden, beobachten Sie es, aber bewerten Sie es nicht. Versuchen Sie auch nicht in den Widerstand zu gehen, sondern schauen Sie es liebevoll an und sehen Sie ihm dabei zu, wie es sich verabschiedet.

„Die vielen Hintergrundprogramme hatten den Laptop (in diesem Fall unser Gehirn, Anmerkung M.N.) einfach komplett zugemüllt.

7. Intuitiv und spontan entscheiden, was man tun wird.

Die Intuition will also genauso wie unser Verstand umfassend informiert werden, über feste Termine, über Abgabezeiten, vorgeschriebene Meilensteine, zu erstellende Produkte, Auftraggeber etc., so dass sie den Zeitpunkt bestmöglich ermitteln kann, an dem diese Aufgabe zur Erfüllung gebracht werden soll. Nutzen Sie dazu Ihren Terminkalender, evtl. auch To-Do-Listen, die Sie später immer weniger benötigen werden. Wenn Ihre Intuition von Ihnen dann informiert wurde, wenn sie die Aufgabe kurz in der Zukunft visualisiert haben, dann dürfen Sie sie auch Loslassen. Das heißt, sie müssen nicht ständig daran denken, dass da noch etwas Unerledigtes ist und sich Sorgen darüber machen, wann Sie das um Himmels Willen noch in Ihrem vollgestopften Wochenplan unterbringen sollen. Sie haben die Aufgabe eingespeist in Ihr dynamisches Verarbeitungssystem und Sie vertrauen darauf, dass der beste Platz und Zeitpunkt für dieses Puzzlestück von Ihrer Intuition gefunden wird.

Unser Arbeitsleben ist nicht planbar. Zeitmangement-Gurus empfehlen, den Tag nur zu 60 Prozent zu verplanen, damit genug Puffer für Unerwartetes bleibt. Haben Sie das schon mal versucht? Ich würde mit dem reduzierten Pensum nicht durchkommen. Das Tolle an der Intution ist, dass sie gerade nicht erschreckt wird von unerwarteten Aufgaben und vermeintlichen Störungen, da sie dann einfach die Planung anpasst.

„Die Intuition kümmert sich um Ihre Arbeit und sie kümmert sich auch um Sie.“

Sie kennen diese Art der Entscheidung vielleicht aus entspannten Wochenende. Wenn keine Termine anstehen und Sie von Moment zu Moment entscheiden, ganz lustorientiert, wonach Ihnen gerade ist. Wenn Sie im Privatbereich die gleiche Methode angewendet haben, eventuell anstehende Aufgaben der Intuition per Visualisierung vorzustellen, könnte es sogar sein, dass Ihnen dann plötzlich vor dem Biergartenbesuch danach ist, die Klamotten auszusortieren…

Bisher war ich der Meinung, dass wir Flow nur erleben können, wenn wir vertieft und über einen längeren Zeitraum an einer Sache dran bleiben, die uns richtig liegt. Dieses Buch hat mein Verständnis von Flow deutlich erweitert.

Was Sie vom Zeitsurfen haben:

  • Ein sensibles Gespür dafür, wann die Zeit für welche Tätigkeit reif ist.
  • Sie wissen, wann es so leicht wie möglich geht, auch unangenehmere Aufgaben anzupacken, vor denen wir eigentlich zurückscheuen.
  • Die Tätigkeiten greifen organisch ineinander, Sie spüren keine Brüche und sind oft im Flow, obwohl Sie verschiedene Tätigkeiten hintereinander ausführen.
  • Oft präsentiert Ihnen die Intuition sogar mehrere Möglichkeiten, welche Tätigkeiten als nächstes passen würden, da haben Sie dann zusätzlich noch die Freude der Wahl, weil sie gar nichts falsch machen können und der Verstand hat das Gefühl (!), hier auch noch mitspielen zu dürfen.
  • Die Intuition kann die verschiedensten Faktoren, die für Ihre Arbeitszufriedenheit relevant sind, gleichzeitig berücksichtigen: Nicht nur die spezifische Art der Tätigkeit, Abwechslung Ihrer Tätigkeiten untereinander, Termine, die eingehalten werden müssen, sondern auch Ihr Energielevel bzw. Ihren Biorhythmus, Vorlieben im Moment, die Atmosphäre, wenn Sie im Team arbeiten– ist das nicht unglaublich?
  • Mehr innere Gelassenheit und das Vertrauen, dass Sie alle Ihre Aufgaben zur rechten Zeit hinbekommen werden.
  • Durch die Stressreduktion weniger körperliche Belastung und ein gesteigertes Durchhaltevermögen. Sie betreiben aktive Burnout-Prävention.
  • Sie haben mehr Kraft und Energie für das Privatleben übrig, weil Sie sich nicht komplett verausgabt haben und den „Kopf noch frei haben“ für anderes.

Ich bin der Meinung, dass diese Art des Arbeitens uns auch in der Zukunft der Arbeitswelt viel Freude machen wird, in der es zunehmend um Kreativität und einen guten Zugang zur eigenen Intuition geht, um Lösungen für komplexe Fragestellungen in komplexen Zusammenhängen zu entwickeln. Ganz nebenbei bemerkt können wir so unser menschliches Potenzial wunderbar einbringen und müssen nicht in Panik verfallen, weil uns möglicherweise kognitives, rein wissensorientiertes Denken zukünftig von künstlichen Intelligenzen abgenommen wird.

Dann wünsche ich Ihnen Gelassenheit und Geduld beim Selbstexperiment des Zeitsurfens. Schreiben Sie gerne in den Kommentaren, welche Erfahrungen Sie mit dieser Art des intuitiven Arbeitens gemacht haben, ich freue mich darauf.

Und hier der Link zum Buch, falls Sie das Gelesene noch vertiefen möchten:

Im ersten Teil dieses Artikels habe ich Ihnen fünf Veränderungskompetenzen vorgestellt, mit denen Sie den Weg nach innen beschritten haben, sozusagen in die Tiefe Ihres Übergangsprozesses. Heute darf ich Sie einladen, fünf weitere Kompetenzen in den Blick zu nehmen. Wir verweilen noch kurz im innersten Kern des Übergangs. Dort findet das eigentliche Veränderungsmysterium statt, bei dem wir uns tatsächlich als Person in Teilen neu erfinden. Diese Neuformierung unserer Identität kann man nicht direkt steuern, aber Sie können die Rahmenbedingungen dafür gestalten und die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass hier genau die innere Veränderung entsteht, die Sie gerade in Ihrem Leben benötigen.

 6. Identitätskompetenz

Aus den Forschungsarbeiten zur Salutogenese wissen wir, dass Menschen, wenn sie Veränderungen und Krisen gesund überstehen wollen, ein Kohärenzgefühl benötigen. Das ist das Bewusstsein für Ihren eigenen inneren Zusammenhang, eine Art Vertrauen in das Leben, das ein Gefühl für Ihre eigene Identität erst ermöglicht. Die drei grundlegenden Faktoren, die das Kohärenzgefühl stützen, sind Verstehbarkeit, Handhabbarkeit und die persönliche Bedeutsamkeit hinter dem Veränderungsgeschehen.

Können Sie folgende drei Fragen für sich beantworten:

  • Verstehe ich, was da aktuell mit mir im Prozess passiert? Was habe ich daran noch nicht verstanden?
  • Habe ich das Vertrauen darin, dass ich meinen Prozess wieder in den Griff bekomme und Lösungen zur Bewältigung finden werde?
  • Was hat das alles mit mir und meinem Leben zu tun? Welchen Sinn kann ich darin sehen, diesen Veränderungsprozess durchlaufen zu wollen oder zu müssen?

Es macht Sinn, sich für diese Kompetenz Zeit zu nehmen. Stellen Sie sich die Fragen tagsüber in einem ruhigen Moment oder nehmen Sie sie mit in Ihre Meditationspraxis oder auf einen ausgiebigen Spaziergang. Und hören Sie neugierig zu, was Ihnen Ihre Intuition dazu zu sagen hat.

Was wird Ihnen darüber klar geworden? In welchem Punkt bräuchten Sie noch Unterstützung?

7. Möglichkeitskompetenz

Stellen Sie sich vor, Sie betreten Ihren eigenen inneren Raum voller Möglichkeiten. Das kann ein schickes Kaufhaus sein, in dem die verschiedensten Lebensentwürfe angeboten werden, oder eine funkelnde Tropfsteinhöhle, in der es so viel zu entdecken gibt, oder eine besondere Landschaft.

Wie sieht Ihr Möglichkeitsraum aus? Wenn Sie ein inneres Bild davon haben, betrachten Sie sich in diesem Raum. Wie betreten Sie ihn? Wie könnten Sie ihn auch noch betreten? Wenn Sie die freieste und beste Version Ihrer selbst wären, welche Möglichkeiten würden Sie sich zutrauen und ergreifen?

Überlegen Sie bei den von Ihnen ausgewählten großen Möglichkeiten, welche Scheibe Sie sich davon für die Lösung Ihres aktuellen Veränderungsprozesses abschneiden können. Sammeln Sie alle Ideen, so verrückt sie auch sein mögen, auf Post-Its. Sie können sie clustern und so erste mögliche Handlungsbereiche identifizieren. Viele kreative, bisweilen abgehobene Ideen enthalten einen umsetzbaren Kern. Verschenken Sie diesen Input nicht, indem Sie zu klein denken.

8. Entscheidungskompetenz

Oftmals werden wir uns im weiteren Verlauf eines Veränderungsprozesses zwischen verschiedenen Möglichkeiten entscheiden dürfen oder müssen. Sie haben sicher einen gut gefüllten Methodenkoffer für Entscheidungssituationen.

Sind Sie auch gut darin, Entscheidungssituationen kognitiv auszuleuchten? Die Pro- und Contra-Argumente liegen schnell auf dem Tisch. Nur damit ist ja noch lange nichts entschieden. Deswegen ist es gut, Zugang zur Intuition herzustellen, um unser zweites sehr mächtiges Entscheidungssystem mit ins Boot zu holen. Ich möchte Sie einladen, Ihre Optionen einmal ganz handfest zu visualisieren. Ich nenne die Übung „Ruf aus der Zukunft“. Sie sollte tatsächlich erst dann angewendet werden, wenn die kognitive Vorarbeit geleistet ist.

Stellen Sie sich vor, sie stehen am Ufer eines Flusses. Am gegenüberliegenden Ufer stehen Ihre Optionen in Form von Personen. Beschreiben Sie jede Figur so differenziert sie können. Zu welcher Figur zieht es Sie hin, welche ist Ihnen sympathisch, welche weniger? Woran liegt das? Die einzelnen Figuren rufen Ihnen etwas zu, sie locken Sie und umwerben Sie („Nimm mich…“). Was sagen die Optionspersonen zu Ihnen? Schreiben Sie die Kernsätze auf.

Wie stellt sich Ihre Entscheidungssituation nun dar?

9. Selbstmanagementkompetenz

Ich vermute, Sie sind gut organisiert. Ein Veränderungsprozess stellt aber erhöhe Anforderungen an unser psychisches und physisches Selbstmanagement: Etwas Altes geht zu Ende und das Neues blendet manchmal langsam, manchmal aber auch sehr schnell ein. Das heißt, wir leben in Teilen übergangsweise zwei Leben parallel. Der Arbeitsaufwand steigt, indem vieles noch abgeschlossen werden muss und die Vorbereitung auf das Neue schon ansteht.

Zwei Aspekte sind mir im Rahmen meiner Veränderungsarbeit in den vergangenen Jahren hier besonders bedeutsam geworden: Sortieren Sie sich in relativ kurzen Abständen immer wieder neu. Und bilden Sie Ziele. Kurzfristige Handlungsziele, aber auch ein mittel- oder langfristiges Haltungsziel, das viel mit Ihrer persönlichen Bedeutungszuschreibung zu tun hat, die Sie Ihrer aktuellen Veränderung geben.

Eine wunderbare Übung dazu ist das Veränderungsportfolio: Teilen Sie ein DIN-A4-Blatt in vier Felder. Beschriften Sie diese im Uhrzeigersinn mit den Begriffen „Läuft“, „Stars“, „Ändern“ und „Loslassen“. Dann deklinieren Sie diese Felder einmal durch – immer im Hinblick auf Ihren aktuellen Veränderungsprozess. Sie sind weitgehend selbsterklärend. In das Feld mit den „Stars“ tragen Sie Ihre kurz- und mittelfristigen Prioritäten ein, das, was Ihnen im Moment am meisten am Herzen liegt, aber noch nicht (vollständig) umgesetzt ist.

Dieses Feld können Sie auch in Ihren Zielen weiter ausarbeiten. Suchen Sie sich ein oder zwei Bilder, die das ohne Worte ausdrücken, was Ihnen besonders am Herzen liegt an der Neuausrichtung. Geht es um mehr Leichtigkeit, oder dass Sie sich endlich materiellen Erfolg zugestehen? Was ist der Kern in der Zielrichtung Ihres Veränderungsprozesses?

10. Handlungskompetenz

Die Umsetzung der nächsten Schritte können Sie aus dem Veränderungsportfolio ableiten. Was steht an? Sammeln Sie erst einmal alle nächsten Schritte, gerne auch auf Post-Its, das ist flexibler. (Ich stelle mir gerade vor, wie Ihr Tisch im Café mittlerweile aussieht;-).

Eine Möglichkeit ist, diese Zettel in eine zeitliche Reihenfolge zu bringen, farbige Zettel für besondere Meilensteine zu nehmen. Sie können aber auch noch eine zweite Dimension einführen. Kleben Sie die Zettel nach oben, die Sie voraussichtlich leichter bearbeiten können und beginnen Sie damit, um in Schwung zu kommen. Sie wissen ja, es erfordert mehr Kraft, ein Auto in Bewegung zu setzen, als es am Rollen zu halten. Verlassen Sie sich darauf, dass die To Do’s, die Ihnen schwerer fallen, später „mitgezogen“ werden.

Eine weitere Möglichkeit, die ich in meiner Arbeitsorganisation gerne einsetze, sind Kanban-Boards. Dazu wird es einen extra Artikel geben.

Nun darf ich Sie beglückwünschen, wenn Sie den Veränderungsweg so weit mit mir gegangen sind!

Lehnen Sie sich noch einmal kurz zurück und machen Sie sich bewusst, was sich für Sie möglicherweise durch den kompetenzorientierten Zugang zu Ihrem aktuellen Veränderungsprozess verändert hat?

Konnten Sie auch etwas mitnehmen für die Arbeit mit Ihren Klientinnen und Klienten? Wenn Sie Freude an dieser Art von Veränderungscoaching bekommen haben, darf ich Ihnen den Einführungsworkshop Übergangscoaching und meine Weiterbildung zum Übergangscoach an dieser Stelle empfehlen.

Ich freue mich sehr über Kommentare und Anregungen aus Ihrer eigenen Veränderungsarbeit.

Beitragsbild: © www.wikimedia.org


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Fast täglich sind Sie im Coaching mit Klientinnen und Klienten in Veränderungsprozessen konfrontiert. Aber wie sieht es mit Ihnen selbst aus? Wann haben Sie sich das letzte Mal behutsam und neugierig mit Ihren eigenen Veränderungskompetenzen auseinandergesetzt?

Dieser Artikel liefert Ihnen einige Anregungen und vor allem Fragestellungen zur Reflexion, damit Sie für Ihre Coachees eine professionelle Veränderungspartnerin und ein selbst-bewusster Sparringspartner sind.

Wenn Sie mögen, setzen Sie sich mit Ihrem Tablet oder Smartphone gemütlich in ein Café und begegnen Sie aus zwei mal fünf unterschiedlichen Kompetenzperspektiven Ihrem aktuellen Veränderungsprozess. Heben Sie Ihre Veränderungskompetenzen auf ein neues Level. Ich wünsche Ihnen gutes Gelingen!

Zehn Kompetenzen säumen den Weg durch einen Veränderungsprozess. Nicht immer benötigt man alle. Entscheiden Sie selbst, welche Sie gerade gewinnbringend für sich entwickeln können. Manche benötigen Sie nur an einer Stelle im Prozess, manche werden mehrfach wirksam, auch das ist höchst individuell.*

Üblicherweise beginnt ein Veränderungsprozess mit einem Abschied, dann folgt die Phase der nebulösen Zwischenzeit, des „Nicht mehr“ und „Noch nicht“ und – wenn es Zeit wird, wendet sich das Blatt und der Neuanfang kommt in den Blick.

Welche Kompetenzen können Sie denn nun stärken, um für Ihre aktuelle und viele kommende Veränderungen gut aufgestellt zu sein?1.

1. Trennungskompetenz

Gibt es augenblicklich etwas in Ihrem Leben, von dem Sie sich verabschieden wollen? Ein unrentabel gewordenes Geschäftsmodell, ein Mensch, mit dem Sie nicht länger zusammenarbeiten wollen? Möglicherweise auch Klienten, mit denen sich die Zusammenarbeit nicht gut gestaltet?

Nehmen Sie sich einen Moment Zeit, um ein oder zwei Aspekte Ihres beruflichen Lebens aufzuschreiben, von denen Sie sich verabschieden möchten.

Dann stellen Sie sich das Aufgeschriebene doch einmal als Gegenüber vor (auch wenn Sie sich nicht von einer Person trennen möchten). Was würden Sie ihm/ihr Wertschätzendes über die vergangene Zusammenarbeit sagen wollen? Finden Sie auch eine klare bedürfnisorientierte Ich-Botschaft, die Sie dieser fiktiven Person gegenüber aussprechen, warum Sie nicht mehr „zusammenarbeiten“ möchten.

Hören Sie auf Ihre Intuition. Möglicherweise bekommen Sie eine Idee für ein kleines Abschiedsritual. Vollziehen Sie es so zeitnah wie möglich (auch wenn Sie sich dabei ein wenig komisch vorkommen, es hilft trotzdem zum Verankern, wie wir alle wissen.) Bei echten Personen kann die hier vorgestellte Vorgehensweise als Vorbereitung dienen, um einen guten gemeinsamen Abschluss zu finden.

2. Stresskompetenz

Stress findet auf drei verschiedene Arten statt: Entweder wir werden durch äußere Umstände gestresst. Gibt es da etwas, das Sie zur Zeit besonders stresst, beispielsweise die schwierige Auftragslage, der Praxisumzug oder der zu volle Terminkalender?

Dann wird unser Stresspegel darüber hinaus durch unsere psychischen und physischen Stressreaktionen erhöht. Vielleicht schlafen Sie schlecht, machen sich Sorgen oder fühlen sich schon seit Monaten körperlich müde und erschöpft. Wenn wir mit dieser Verfassung weiterhin stressigen Situationen begegnen, kommt es zu wahren Stress-Spiralen.

Und zu guter Letzt gibt es natürlich die inneren Stressoren, unser Mindset, mit dem wir auf Stress reagieren. Sie kennen vermutlich die inneren Antreiber aus dem NLP und der Transaktionsanalyse. Welche Botschaften sagen Sie sich gerade innerlich, die Sie zusätzlich stressen? Du musst hier aber trotz deiner Verfassung vollauf präsent sein! Es geht immer noch ein bisschen mehr! Wenn es weiter so läuft, muss ich noch mehr Klinken putzen!

Schauen Sie doch einmal für sich, welche der drei Arten von Stress (äußere Umstände, Stressreaktionen und innere Stressoren) Ihnen zur Zeit besonders zu schaffen macht. Diese Feststellung bringt oft schon etwas Erleichterung, weil die Ansatzpunkte klar werden. Am wenigsten können Sie an den äußeren Bedingungen ändern, natürlich können Sie immer noch mehr arbeiten. Aber vielleicht ist auch gerade eine Distanzierung zum System, das viel Stress macht, angesagt?

In Veränderungssituationen, in denen wir uns ja alle nahezu permanent befinden, ist es wichtig, gut für sich zu sorgen. Gerade gestern habe ich ein Interview mit Ivan Blatter gehört, der mich durch seine konsequente Art der Selbstfürsorge im Hinblick auf Tagesrhythmus, Ernährung und Bewegung beeindruckt hat. Hierüber können wir unsere Stressreaktionen natürlich beeinflussen. Und es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass das nicht zu den „Nice to have’s“ gehört…

Direkt an der Quelle sitzen wir, wenn es darum geht, an inneren Haltungen oder Glaubenssätzen zu arbeiten. Wann haben Sie das letzte Mal das mit sich selbst getan, was Sie so oft im Coaching mit und für andere tun?

Welche innere Haltung, welcher Muss-Satz stresst sie so, dass Sie diese Botschaft dringend verändern möchten? Tun Sie es direkt mit Ihren Bordmitteln.

3. Ressourcenkompetenz

Wenn Menschen in Veränderungsprozesen unterwegs sind und die Reise wieder länger dauert und anstrengender ist als gedacht, ist es hilfreich, auf einen großen Ressourcenvorrat zurückgreifen zu können. Leider gerät der gerade, wenn man ihn am dringendsten benötigt, oft aus dem Blickfeld. In heftigen Übergängen oder Krisen entsteht ein Tunnelblick, der emotional den Ressourcenzugang erschwert. Deswegen ist die Ressourcen- und Ermutigungsarbeit im Coaching so wichtig, um den Blick wieder zu weiten.

Was ist Ihre Lieblings-Ressourcen-Intervention? Führen Sie sie doch einmal selbst im Bezug auf Ihre aktuelle Veränderungssituation durch.

Wenn Sie keine haben, dann überlegen Sie doch einfach ganz herkömmlich in einer Mindmap in fünf Ästen, welche materiell/finanziellen, sozialen und fachlichen Ressourcen Ihnen zur Verfügung stehen und vor allem, welche körperlichen und psychischen Ressourcen Sie gerade für die Veränderung mitbringen. Sie werden überrascht sein, was da zusammen kommt.

Natürlich können Sie weiterdenken, welche Ressourcen Sie aktuell dringend bräuchten, um sich die Veränderung zu erleichtern und wo Sie die bekommen können.

4. Anpassungskompetenz

Anpassung war für mich lange Jahre kein positiver Begriff. In der Individualpsychologie bezeichnet Anpassung aber das gelingende Interagieren mit dem Umfeld und hat demnach viel mit Resilienz zu tun.

Zeichnen Sie sich doch einmal zwei Kreise, die eine Schnittmenge bilden, auf ein DIN A4-Blatt. Tragen Sie die Anforderungen Ihres äußeren Umfeld in den einen Kreis ein. Zum Beispiel stressige Herausforderungen Ihrer Lebensorganisation, wenn beispielsweise die Kinder feste Betreuungszeiten benötigen, Vorgaben größerer Auftragsgeber und andere gesetzte Umfeldbedingungen. Schreiben Sie Anforderungen, die Sie innerlich an sich selbst stellen, was Sie alles tun/können/erledigen sollen und wollen, in den anderen Kreis.

Dann schauen Sie diese Kreise eine Zeitlang mit etwas unscharfem Blick an. Wo gibt es Verbindungen zwischen den beiden Kreisen. Wenn sich etwas von da und dort auflöst, in einem Kompromiss, der sich für Sie gut anfühlt oder gar in einer Win-Win-Situation, finden Sie einen Begriff dafür und tragen Sie diesen in die Schnittmenge ein. Streichen Sie die bearbeiteten Punkte in den äußeren Kreisen durch. Wie fühlt sich das an?

Was bleibt in den äußeren Kreisen übrig? Wo kristallisieren sich Kernthemen heraus, an denen Sie weiterarbeiten können?

Biografische Kompetenz

Immer wenn wir in Veränderungen und Lebensübergänge geworfen werden oder uns sogar freiwillig hineinbegeben, blitzen alte Übergänge auf, die wir vielleicht noch nicht vollständig verarbeitet haben. Damals, die Angst vor der Selbständigkeit oder die geplatzte Geschäftspartnerschaft, in die wir so viel Hoffnungen gesetzt haben, manchmal sogar unglückliche Schulübergänge.

Wenn Sie so innerlich in Ihrer Biografie zurückgehen, welche größeren Veränderungen oder Übergänge fallen Ihnen ein, die das aktuelle Geschehen möglicherweise aus dem Hinterhalt dramatisieren könnten?

Gibt es da noch etwas Größeres (zum Beispiel in der eigenen Supervision) für Sie zu klären, damit der aktuelle Prozess unbelasteter verlaufen kann?

Dann schauen Sie mit dem Ressourcenblick auf biografische Muster. Was hat Ihnen schon immer geholfen, Veränderungen gut hinzubekommen?

Schreiben Sie die – wenn Sie möchten – in Form von Wenn-Dann-Sätzen auf. Der Mensch braucht jede Menge Sicherheit in Veränderungsprozessen. Sehen Sie diese Wenn-Dann-Sätze doch einmal als Ihre Rückfalloptionen oder Ihr Sicherheitsnetz. Das stärkt das Bewusstsein, dass Sie schließlich schon viele Veränderungen überlebt und sogar gut bewältigt haben!

Dann möchte ich mich bei Ihnen bedanken, dass Sie so lange an Ihrem Veränderungsvorhaben gearbeitet haben und dabeigeblieben sind. Den zweite Teil, wenn Sie Lust zur Vertiefung haben, finden Sie in der kommenden Woche in meinem Blog. Ich freue mich über Ihre Fragen und Anmerkungen in den Kommentaren.

*Ich beziehe mich im gesamten Artikel auf mein Kompetenzmodell, das ich im Rahmen eigener Forschungsarbeiten entwickelt habe. Es ist der Versuch, umfassend zu beschreiben, welche Kompetenzen Erwachsene in beruflichen Veränderungsprozessen benötigen, um diese für sich bestmöglich zu bewältigen und zu gestalten.

Beitragsbild: © www.wikimedia.org


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Gunther Schmidt, Anna Dollinger, Björn Müller Kalthoff (Hrsg.) 2010, Neuauflage 2014; ISBN: 978-3936075984; 49,90€; Manager Seminare
Das große Methodenbuch beginnt mit zwei richtig spannenden theoretischen Artikeln von Prof. Gerald Hüther: „Was für Krisen braucht und wie viel Krise verträgt der Mensch“ und Dr. Gunther Schmidt: „Hypnosystemische Krisenberatung“. Auch wenn ich mich bereits viele Jahre intensiv mit der Thematik befasst habe, sind mir anhand dieser Einführungen sowohl neurobiologisch als auch im Verständnis der psychischen Prozesse, die bei Klienten in Krisensituationen ablaufen, einige Lichter aufgegangen. So beispielsweise, dass der Mensch in der Krise sich in einer Art Grubensituation befindet und es definitiv weder zurück noch nach vorne geht oder dass es sich beim Krisengeschehen auch um etwas Transpersonales handelt, so dass es nicht immer vorrangig um das eigene Wohlergehen, sondern auch um das Wohl aller von der Entscheidung Betroffenen geht.

Auch Gunther Schmidt überzeugt einmal mehr mit seiner schlüssigen Darstellung des Krisenerlebens des Einzelnen und der Antwort des hypnosystemischen Konzepts der Kompetenz-Fokussierung, bei dem ich viel Passfähiges zu meinem eigenen kompetenzorientierten Ansatzes des Übergangscoachings wiederfinde.

Was hat das Buch nun aber methodisch zu bieten? Im ersten Kapitel werden einige Selbstcoaching-Methoden dargestellt, die Klienten auch als Zwischenschritte und Anregungen für zuhause mitgegeben werden können. Die vielschrittige „Intervention gegen Krisenerleben“ ebenfalls von Dr. Schmidt vorgestellt, ist dagegen m.E. schon so komplex, dass sie in der Beratung erarbeitet werden muss, ebenso wie die bewährte Problem-Lösungs-Gymnastik, bei der es dann um die nachhaltige Umsetzung und Verankerung des Erarbeiteten geht.

In Kapitel zwei präsentieren dann verschiedene Autorinnen und Autoren ihre Werkzeuge für den Einsatz im Krisencoaching. Hier überzeugten mich vor allen Dingen drei Instrumente: Das Ressourcen-Mandala von Dr. Frank Taschner und das vereinfachte U-Modell von Herrn Mikus, das zur Entscheidungsfindung und dem Durchlaufen des tiefsten Krisentals durch Kombination unterschiedlicher Einzelmethoden führt. Es ist angelehnt an den U-Prozess nach Otto Schamer und für das Einzelcoaching in „verdaulicher“ Form handhabbar gemacht. Auch die Arbeit mit dem Krisenhaus führt durch einen Krisenbewältigungsprozess und lässt schwer Aussprechbares in der Metaphernarbeit fassbar und bearbeitbar werden.

Die weiteren Kapitel „Workshop-Konzepte“ und „Seminar-Konzepte und Strategien“ können allenfalls als Anregungen dienen. Trotz Online-Material sind sie m.E. für den direkten Einsatz nicht umfassend genug dargestellt. Es wäre vermutlich aber auch zu viel verlangt, Großgruppenmethoden und ganze Seminarfahrpläne abzubilden. Doch einige Impulse lassen sich immer mitnehmen. So beispielsweise von Christa Fasch und Angelika Kail, die schamanische Techniken für die Workshoparbeit fruchtbar gemacht haben, das „Steinorakel“ oder „die Spirale“ sind sicher brauchbare Übergangsrituale, die in Krisensituationen immer wieder benötigt werden, um intuitive Kräfte zu aktivieren.

Auch wenn die Zielgruppe dieses Sammelbandes nach meinem Empfinden etwas zu breit gehalten ist, lässt sich das Buch doch hervorragend als Steinbruch einsetzen, um viele große und kleine Steine nach Bedarf für die Arbeit im Einzelcoaching, in Teams oder in der Führungskräfteentwicklung für die Begleitung krisenhafter Veränderungsprozesse zu verwenden und ihnen in der eigenen Arbeit einen individuellen Schliff zu geben.

Beitragsbild: Klaus-Uwe Gerhardt, www.pixelio.de

 


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